Glücksforschung im Coaching?

Die Psychologie hat sich lange auf die Behandlung von Psychopathologien und Charakterstörungen, sprich die Schwächen von Menschen konzentriert. Zeit, den Spiess umzudrehen und auf die Stärken zu setzen.

Wer sich verändern will, sucht meist nach seinen Schwächen und versucht an diesen zu arbeiten. Auch am Arbeitsplatz wurde lange versucht, durch Schulungen die Schwächen von Mitarbeitern auszumerzen. Doch zu oft hat sich gezeigt, dass dies gar nicht möglich ist. Zu oft werden diese Bemühungen überschätzt, da es zum einen genetisch gar nicht möglich ist oder weil auch der Wille dazu nicht ausreicht. Auch die Gehirnforschung bestätigt dies.

Menschen lassen sich nicht ändern, wenn keine Potential oder kein Talent dazu da ist. Der Machbarkeitsglaube, „Man muss schliesslich nur wollen!“ und Menschen sind justier- und modifizierbar hat hier ein Ende. Stattdessen sollte lieber auf die Förderung von Stärken gesetzt werden.

Was ist die Glücksforschung?

Martin E.P. Seligman, ist der Gründervater der positiven Psychologie. Vor Jahren schon setzte er auf die Forschung um Gutes, Positives und Zufriedenheit zu fördern. Dieser Impuls zeigte Wirkung, so dass sich mittlerweile zahlreiche Forschungsfacetten von der Erforschung positiver Emotionen, bis hin zu volkswirtschaftlich-politischen Bemühungen zum Wohlbefinden der Bürger etabliert haben, die als Glücksforschung bekannt sind.

Glücksforschung im Betrieb?

Auch in Unternehmen wird immer mehr auf die individuellen Stärken von Mitarbeitern gesetzt, auf den sogenannten Stärkenansatz.

Relevant ist hier die „Well-Being“-Forschung für die Mitarbeiterführung. Zum Einsatz kommen beispielsweise in der Organisations- und Teamentwicklung Methoden wie die Appreciative Inquiry zum Tragen. Dabei handelt es sich um eine Methode, die von David Cooperrider, von der Case Western Reserve University, entwickelt wurde. Ein zentrales Element stellt hier die wertschätzende Befragung dar. Fokussiert werden ausschliesslich die Stärken und das Positive von Menschen oder Organisationen. So werden bei Mitarbeitern die guten Leistungen der Vergangenheit betrachtet und Probleme in Änderungswünsche umformuliert.

Wie kann die Glücksforschung  im Coaching angewendet werden?

Bei der Personalentwicklung geht es um ein positives Management, um die Stärken der Mitarbeiter zu erkennen und im Betrieb einzusetzen. In der Regel sind die Stärken auch das, was einem Spass macht und gibt es etwas Besseres als mit Spass zu arbeiten?

Wenn Personalchef und Manager das verstehen, dann werden sie Mitarbeiter nicht an beliebigen Stellen einsetzen. Bei der Wahl sollten nicht nur fachlich-inhaltliche Aspekte berücksichtigt werden, sondern auch der zwischenmenschliche Bereich betrachtet werden. Wer beispielsweise kein Team führen kann, sollte auch kein Projekt leiten.

Die Glücksforschung wird im Coaching bereits angewendet, da eine Idee des Coachings ist, auf die Potentiale des Coachees zu setzen. Dies kann damit beginnen, die Stärken zu entdecken, indem der Coachee ein Resümee zieht: Wo war ich ausserordentlich gut und was habe ich mit meinen Stärken erreicht? Welche Stärken kann ich ausbauen und fördern? Welche Mitarbeiter ergänzen mich und gleichen Schwächen aus?